Allgäu Panorama Ultratrail - Luag an Krampf hätt'r

An der Abzweigung auf den Ultratrail (Foto: Florian-Tobias Huber)
An der Abzweigung auf den Ultratrail (Foto: Florian-Tobias Huber)
Kurz vor dem Sonnenkopf
Kurz vor dem Sonnenkopf

Sonntag, 03:45 Uhr - mein Wecker scheppert mich aus den Federn. Eine kurze Nacht liegt hinter mir, jedoch bin ich recht ausgeschlafen und werfe mir mein Raceoutfit über. Das übliche Frühstück bestehend aus weißen Semmeln und Honig und reichlich Wasser lassen die Nervosität weiter steigern. Um 04:45 Uhr steige ich ins Auto und fahre mit laut aufgedrehter Musik nach Sonthofen, wo ich am Allgäu Outlet Center meine Startunterlagen abhole, bevor ich weiter in Richtung Wonnemar fahre. Startnummer angeklippst, Schuhe angezogen und schon geht's los zum Start. Pünktlich um 06:00 Uhr werden wir Ultratrailer von Axel Reusch auf die Strecke geschickt. Neben Dr. Thomas Miksch nehme ich das Rennen auf, wobei wir uns kurz vor der Illerbrücke schon das erste Mal verlaufen und die ganze Meute hinter uns gleich mit, das war schon sehr witzig ;-). Also ab durch die Wiese zur Brücke und weiter geht's. Viel gesprochen wird nicht, ich laufe im Windschatten von Michael Veit und Thomas Miksch. Schon bald geht's in die erste Steigung, meine Beine sind super und ich kann locker und leicht mitlaufen, auch meine Atmung bleibt ruhig. Am nächsten steileren Asphaltstück gehe ich in die Führungsposition und blicke auf die langgezogene Schlange von verrückten Ultratrailern zurück - ein tolles Bild. Dann geht es über eine Wiese und Thomas Miksch setzt sich wieder nach vorn und im Wald zieht er das Tempo etwas an. Schon bald sind wir nur noch zu zweit, die restliche Meute circa 100 m im Rückstand. Mir geht es weiterhin gut, wir passieren die Ofterschwanger Weltcuphütte mit der ersten Verpflegung. Wir passieren den zehnten Kilometer und plötzlich zucken meine Waden - was ist da los? Das gibt's doch gar nicht!?! Ich muss Thomas ziehen lassen und nehme das Tempo etwas raus, gehe im Wald die Stufen langsam nach oben. Nach und nach kommen immer mehr Trailer von hinten. Ich versuche das Rennen wieder laufend fortzusetzen aber mit Vorsicht. Doch immer wieder zuckt es. Am obersten Punkt kurz vor Grasgehren treffe ich Christian Stork, der Gitti Schiebel betreut (gewinnt am Ende bei den Damen mit drei Minuten Rückstand auf mich). Von hier geht es endlich bergab und meine Beine erholen sich. Endlich wieder laufen. Nach der Verpflegung läuft es wieder und ich kann das Tempo wieder anziehen. Die erste Zwischenzeit war eine Minute schneller als im Vorjahr. Es läuft wieder und ich bin motiviert nochmal einige einholen zu können. Nach Rohrmoos geht es länger auf dem Asphalt und ich kann wieder viel laufen bis nach Riezlern. Hier geht es wieder los. Mal zuckt's links, dann rechts, ding, ding :P ... und wieder Wandertag, was soll's!?! Als Nordic-Trailer gehe ich bei den Wanderern wohl noch durch - aber nach der höchsten Passage am Söllereck kann ich bis Oberstdorf wieder durchlaufen. In der Erdinger Skisprungarena angekommen werde ich vom Bayerischen Fernsehen für ein Interview aufgegriffen (Video). Nach der Verpflegung geht's weiter auf den Wallraffweg und ich ersehne schon die Cola von meiner Freundin Moni auf dem Sonnenkopf. Die Adduktoren machen wieder dicht, dann die Waden. Auf der Wiesenquerung zur Gaisalpe muss ich mich stolpernd abfangen und wieder stehe ich da mit einem heftigen Wadenkrampf - shit sind das Schmerzen. Nach langsamen Strecken und DeepFrictions bekomme ich das Bein wieder in eine normale Position und ich wander weiter. Meine Zielzeit von unter sieben Stunden habe ich inzwischen abgeschrieben - es zählt nur noch gutes ankommen. Nach einer Wasserdusche an der Gaisalpe und auf einem Schotterweg geht es nun in steilen Serpentinen hinauf zum Gipfel. Musik auf's Ohr und Nordic-Trailen ist wieder mal angesagt ;-). Und schon höre ich oben die ersten Schreie und erblicke meinen Schatz - erst nen Kuss, dann ne Cola, Wasser, Magnesium und viel Salz von den fleißigen APM-Helfern. Weiter geht's nur noch bergab ... doch schon nach 500 m stehe ich wieder da mit einem Adduktorenkrampf - am liebsten hätte ich die Stecken gepackt und in den Wald geschmissen aber Nadine und Manfred Hailer waren mir "wandernd" auf den Fersen. Runter zum Altstädter Hof konnte ich das Rennen wieder laufend aufnehmen und ich hörte hinter mir einen weiteren Läufer. Ein Blick zu ihm an der Verpflegung sagte mir nur eines: Gib Gas, der gehört in deine Altersklasse! Ich bin losgerannt und habe bis ins Ziel nicht mehr damit aufgehört, so dass ich fast noch einen weiteren Läufer überholt hätte - wäre nicht 100 m vor dem Ziel vor mir die Bahnschranke zugegangen. Nach 07:36:47 Stunden kam ich auf einem noch tollen zehnten Gesamtrang ins Ziel - und man glaubt es nicht - auf dem dritten Rang in der Altersklasse.

 

Dies war einer meiner härtesten Läufe - emotional anstrengend! Ständiges Kämpfen gegen Krämpfe. Ich Ziel war ich mehr als Schrott - nicht Konditionsmäßig aber mein Körper glich am Montag einem Brett. Bockhart und steif. Leider konnte ich leistungsmäßig nicht alles geben, sonst wäre sicherlich mehr drin gewesen - aber ich habe mich ins Ziel gekämpft.

 

Nun ist Erholung angesagt - leichtes Radfahren - relaxen und genießen, bevor es in die Vorbereitung auf die deutsche Ultrameisterschaft in Kempten geht. Zum ersten Mal werde ich in meiner noch jungen Laufkarriere beim Voralpenmarathon über 50 Kilometer an den Start gehen. Nicht ganz so viele Höhenmeter wie in Sonthofen aber trotzdem hart, da man schneller laufen kann - kaum Trails sondern nur Schotterwege - Zeit zum Radieren ;-).

 

Bis dahin, alles Gute, euer Steffen!

1. Philipp Quack, 2. Michael Ender, 3. Steffen Wittmann
1. Philipp Quack, 2. Michael Ender, 3. Steffen Wittmann

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Kommentare: 2
  • #1

    Kurt st (Dienstag, 20 August 2013 22:06)

    Klasse Bericht gefällt

  • #2

    Payer services (Donnerstag, 16 Januar 2014 06:01)

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