Kempten (Allgäu) / Würzburg - Unterfranken zeigte sich an diesem Pfingstwochenende wieder einmal von seiner schönsten Seite. Kaum in Würzburg angekommen, so hatten wir wieder einmal ein Traumwetter erwischt. Bereits früh am Samstag zeigte sich die Sonne, so dass mein letzter Stoffwechsellauf rund um den Main doppelt soviel Spaß machte. Die Sightseeing Tour am Nachmittag war einfach nur herrlich. Moni und ich haben viel Zeit am Mainufer verbraucht und einfach nur die Sonne genossen. Nachdem ich wieder einmal einen netten Wirt in Würzburg gefunden hatte, der mir mein Wettkampfessen individuell zubereitete konnte ich entspannt zurück ins Hotel gehen und den Abend ausklingen lassen.
Sonntag - 06:40 Uhr klingelte der Wecker - die Waden eingeölt und rein in die Kompressionssocken (danke an Marco Ulloth von Fuß&Fit in Füssen). Ein Blick aus dem Fenster - geil - blauer Himmel - Sonne - circa 11 Grad. Nach der Morgenwäsche gings pünktlich um 07:00 Uhr ans Frühstücksbuffett - heute fiel es leider etwas schwach für mich aus. Das klassische Wettkampffrühstück bestehend aus 3-4 weißen Semmeln mit Honig sowie viel grünem Tee und Wasser ;-) ... da fällt es schon schwer dem Rührei, gebratenem Speck, Wurst, Käse, Obstsalat und Müsli mit Quark zu widerstehen. Aber was tut man nicht alles für einen erfolgreichen Wettkampf. Ziemlich nervös saß ich da, so dass so gar das Semmelstreichen nur mit zittriger Hand möglich war. Gegen 07:30 Uhr ging ich zurück auf's Hotelzimmer und nochmals zurück in die Horizontallage - MP3-Player ins Ohr und rein in die letzte, mentale Vorbereitung - idiomotorisches Training. Um 08:00 Uhr begann ich allmählich meine Wettkampfklamotten überzustreifen (danke an Laufsport Saukel für Trikot, Hose, Schuhe). Sonnenbrille geputzt, Stirnband auf und los ging's um 08:30 Uhr in Richtung Congress Centrum. Das neue Start-Ziel-Gelände machte einen tollen Eindruck und vermittelte etwas von Stadionatmosphäre. Kleiderbeutel abgegeben und auf zum kurzen Warm-Up. Ein paar mal hin und her traben, letzter Toilettengang - inzwischen haben wir leicht über 16° C. 08:55 Uhr - ab in den Startblock. Ich habe mich gleich zwischen die schwarze, afrikanische Übermacht gedrängt und stand so in der zweiten Reihe neben vielen weiteren Meisterschaftsanwärtern. Nachdem die Walker auf die Strecke geschickt wurden, pulsierten die Adern, das Adrenalin schoß durch meinen Körper. Die Musik fuhr hoch, die Menge klatschte und zählte runter...3...2...1....peng. Nach kurzer Drängelei weitete sich das Feld ziemlich schnell und ich versuchte somit gleich meinen geplanten Rhythmus zu finden. Wie immer preschte die Meute vorn weg, ich versuchte wiederum mein eigenes Ding zu machen. Kilometer 1 - 03:38 Minuten ... ok noch etwas zu schnell ... etwas Tempo raus ... bereits nach 2,5 Kilometern lief Kevin Key, der über die Halbmarathondistanz startete zu mir auf. Nach etwas Smalltalk liefen wir einige Kilometer zusammen. Nach acht Kilometer ließ ich ihn jedoch ziehen, schließlich hatte ich noch einige Kilometer vor mir. Bruno Schumi von der LC Aichach war inzwischen auch an mir vorbei und hatte in etwa 30 Sekunden Vorsprung. Ich fühlte mich am Anfang noch etwas schwerfällig, die Oberschenkel waren wie Blei. Nach 10 Kilometern (37:45 Minuten) wurde ich langsam warm und es lief immer besser, die Beine wurde lockerer. Immer mit Blick auf die vor mir liegenden Läufer begann ich ein konstantes Tempo anzuschlagen, so dass ich Schumi bereits bei Kilometer 15 auflaufen konnte. Inzwischen hatte ich auch die erste Marathondame eingeholt und ich fühlte mich grandios. Mir gingen viele Dinge durch den Kopf. Die letzten acht Wochen Training, die Kälte, die immer wieder aufgebrachte Motivation und Disziplin in jeder Einheit. Erst jetzt wurde mir bewusst mit welchem Ehrgeiz und Wille ich immer mein Training abspulte - egal bei welchem Wetter. Es wurde immer wärmer und wir erreichten die Halbmarathondistanz nach 01:18:42 Stunden. Bruno Schumi musste kurz darauf abreißen lassen, was ich aber gar nicht mitbekam. Erst an der Wende bei Kilometer 24 sah ich, dass ich in etwa 200 Meter Vorsprung hatte. Weitere 200 und 400 Meter weiter vorn zwei weitere Meisterschaftskandidaten - ich dachte mir "euch krieg' ich noch!" Und bereits nach zwei weiteren Kandidaten lief ich auf den ersten auf - und auch gleich mit Zug vorbei um ein Dranhängen zu vermeiden. Willi Wahl vom BLV stand an der alten Mainbrücke und gab mir letzte Worte mit auf die Strecke: "Behalten deinen langen Schritt bei, schön, immer weiter so!" Bei Kilometer 35 lief ich endlich auf den nächsten Läufer auf und auch gleich wieder mit Zug vorbei. Es lief einfach nur noch bombig. Die Beine waren noch immer top, ich hatte kein Tief und konnte mich weiter motivieren alles zu geben. Selbst auf den letzten Kilometern konnte ich meinen Schnitt konstant hoch halten. Das 42-Kilometer-Schild ... yes nur noch 195 Meter ... was für ein Gefühl. Mit letzten Kräften zog ich das Tempo nochmals an und kam nach 02:37:33 Stunden (netto) auf einem geilen sechsten Gesamtrang ins Ziel. Dies bedeutete in der Meisterschaftswertung einen guten fünften Rang (02:37:36 Stunden - brutto). Wie geil ist das ... nach einer schnellen ersten Hälfte konnte ich auch die zweite in 01:18:51 Stunden zurücklegen. Überglücklich stand ich im Ziel. Überraschend stand mein Chef im Ziel und gratulierte mir (danke Günter für deine Unterstützung!). Auch Robert Frei von der Laufarena Allgäu stand überraschend im Zielbereich (danke!). Nachdem ich mich etwas sortiert hatte sah ich endlich auch Moni, die fleißig Bilder gemacht hat (danke Schnegge!) und sie holte sich einen salzigen Kuss ab :P. Nach der ersten Verpflegung im Congress Centrum ging ich zur Massage und erholte mich, bevor es dann zur Siegerehrung ging - mit einem richtigen Weizen - lecker. Neuer bayerischer Marathonmeister wurde Markus Meißgeier von der LG Hof in 02:31 Stunden. Herzlichen Glückwunsch! Ich bin den Marathon wieder komplett ohne Gel durchgelaufen - habe lediglich einen kleinen Schluck Wasser ab Kilometer 5 an jeder Station zum Spülen und Kühlen genommen. Das meiste Wasser landete im "Gnack" und auf'm "Grind" ;-).
Nach der Siegerehrung kappte ich mit Moni am Mainkai eine Flasche Sekt - prost - war das lecker ;-). Nach Besichtigung der Festung Marienberg ging's am Abend zum Essen in den Alten Kranen bei dem wir uns einen leckeren Zwiebelrostbraten (Südamerikanisches Rindersteak) gönnten mit Pommes / Spatzen und Soße. Dazu ein dunkles Kellermönchsbier, als Nachtisch Caipirinha / Mojchito sowie einen Baileys on Ice / Marillenschnaps.
Totmüde fielen wir ins Bett - und genossen am nächsten Tag das ganze Frühstücksbuffet in vollen Zügen bevor wir zurück in Richtung Allgäu mit Zwischenstop in Rothenburg ob der Tauber fuhren.
Nochmals herzlichen Dank an alle meine Sponsoren, Unterstützer, Mitfieberer, meine Familie und Freunde, die Verständnis für meinen Sport haben. Danke an Tobias Schuhwerk für den tollen Zeitungsartikel in der Allgäuer Zeitung sowie auf seinem Internetblog.
Folgend nochmals ein Video zu meiner Marathonvorbereitung.
Ich gönne mir nun erstmal etwas Ruhe, bevor es wieder rund geht ;-).
Grüße Steffen
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