3. Woche Greif ... Erholung - Halbmarathon Kempten überraschend und bestätigend - der Kopf macht mit

Start zum Halbmarathon (www.allgaeu-ausdauer.de / Ralf Lienert)
Start zum Halbmarathon (www.allgaeu-ausdauer.de / Ralf Lienert)
Steffen und Helmut Schiessl (Quelle: www.allgaeu-ausdauer.de / Ralf Lienert)
Steffen und Helmut Schiessl (Quelle: www.allgaeu-ausdauer.de / Ralf Lienert)

Montagmorgen ... schwere Beine und Anbruch in die vierte Vorbereitungswoche! Heute ist der Blog mal etwas anderst gestaltet, schließlich habe ich ein tolles Wochenende hinter mir mit einem Überschuß an Emotionen, so dass die Endorphine nur so vor sich hin sprießen, doch mehr dazu später.

 

Für Montag den 8. April stand eigentlich ein 10 Km Tempodauerlauf auf dem Plan - jedoch machte mir der Wetterumschwung einen Strich durch diese Einheit. Nein, nicht weil das Wetter schlecht war sondern weil es mir einfach auf den Körper schlug. Schon in der Arbeit fühlte ich mich schwerfällig und totmüde und meine Muskeln und mein Kopf schrieen nach Erholung. Ganz im Sinne "in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist", schraubte ich den Umfang zurück und gönnte mir stattdessen einen Ruhetag. Total geplättet habe ich erst mal auf dem Sofa zwei Stunden geschlafen. Am Dienstagmorgen bin ich dann nüchtern auf meinen 20er aufgebrochen. Wie ein Kolbenfresser kam ich nicht vom Fleck und quälte mich die ersten Kilometer. Irgendwann hatte ich genug und überrumpelte meine Beine mit einer ordentlichen Tempoverschärfung und lief durchweg von 04:10 min/km, so dass ich am Ende auf 18 Gesamtkilometer in einem Schnitt von 04:19 min/km blicken konnte. Am Abend ging es wiederum früh ins Bett, denn noch immer fehlte mir Schlaf und Erholung. Doch schon am Mittwoch sah alles anderst aus. Nach der Arbeit half ich meiner Schwester, die endlich wieder im Lande ist *freu* beim Umzug und Küchenaufbau und dazwischen schob ich noch mein Tempotraining über 1000 Meter. Wenn die Bedingungen auch windig waren und ich Anfangs noch profiliert trainierte ging ich dann doch noch auf die Bahn und blieb immer unter 03:25 min/km, so dass ich statt sechs noch ein siebtes Intervall dranhängte. Der Kopf spielte mit und war wieder voll da. So konnte ich in den Donnerstag starten, mein Regenerationstag.

Gut erholt packte es mich am Freitag nach der Arbeit und fuhr zu Joachim Saukel in den Laufladen und holte mir zwei paar neue Schuhe - für Training und Wettkampf. Der Mizuno Wave Rider 16 sollte es also sein für die langen Einheiten und der Weltrekordschuh von Haile, Mutai und Makau für den Halbmarathon am Sonntag in Kempten sowie für den Marathon in Würzburg. Bewaffnet mit dem Adidas Adizero Adios fuhr ich an den Feuerwehrparkplatz in der Rottachstraße. Hier traf ich mich mit meinem Arbeitskollegen Michi und liefen dann zusammen zum Residenz-Café, bei dem meine Freundin Moni dazustieß um gemeinsam mit uns die Strecke entgegen des Uhrzeigersinns zu inspizieren. Wer hätte es gedacht - ein Hagel- und Regenschauer ließ uns kalt, schließlich wussten wir, dass es am Sonntag warm werden würde. Nach ein paar kurzen Steigerungen sowie das nochmalige Üben der 180° Wende in der Rottachstraße sowie dem 90° Eck am St. Mang Platz ging es schnell nach Hause unter die Dusche.

Samstag hieß es erst mal ausschlafen. Gut erholt stieg ich in den Wettkampfschuh und trabte nochmal ein paar Kilometer vor mich hin. Nach einem kurzen und späten Frühstück fuhr ich Auto waschen bevor es dann zum Stadtbummel sowie auf die Halbmarathonmesse ins Kornhaus ging. Und da hielt ich sie endlich in den Händen, was für ein Gefühl: meine erste Elitenummer. Mein gestecktes Ziel von 2008 war nun also endlich erreicht ;-). Die Startnummer 10, wie in Ottobeuern sollte es also sein. Mit gutem Gefühl ging es nach Hause und Moni und ich machten unser Carboloading, bevor dann jeder getrennte Wege ging um sich wirklich vollkommen auszuruhen und abzuschalten.

 

Sonntag, 09:30 Uhr - der Wecker ging runter, die Beine waren top. Noch schnell die Wohnung gesaugt und nebenbei den Wien Marathon / Halbmarathon mit Haile im ORF verfolgt. Nach dem Frühstück fuhr ich gegen kurz nach 11 Uhr zu Moni und dann weiter in die Innenstadt. Die Parkplatzsuche gestaltete sich dieses Jahr schwierig doch wozu hat man Geheimtipps. Auf der Jagd nach den versteckten Toiletten trafen wir bereits viele Leute - und dann konnten wir gut gelaunt dem Brooks5000 zusehen. Mein Vereinskamerad und Freund Thomas lief ein gutes Comebackrennen. Ungewohnte Temperaturen jenseits der 20° C machte jedoch so manchem Läufer zu schaffen. Um 13:00 Uhr machte auch ich mich endlich auf und startete ins Warm-Up. Die Beine top, die Atmung top, mein Wetter, wenig Wind, der Kopf positiv eingestellt - da kann ja nichts mehr schiefgehen. Dann zum Start und ab in den Eliteblock ... what a feeling - die Kenianer vor sich zu haben und doch im Rennen so weit weg zu sein. Der Umfang einer kenianischen Wade übertrifft nicht mal den meines Unterarmes - unglaublich! Neben mir die schnellen Jungs von B_Faster: Florian, Kevin und Tobias. Nach kurzen Smalltalks ging es dann auch endlich los: 3, 2, 1, ab ... und wie es abging. Mit einem grandiosen Startgedröhne (das war geil!) brauste die Menge los, ein unbekannter Weißer in der Verfolgung der schwarzen Wunderläufer, dicht gefolgt von Florian Lorenz und Helmut Schiessl. Ich ging das Rennen recht verhalten an, versuchte gleich zu Beginn meinen Rhythmus zu finden und nicht zu überdrehen, da es sowieso erst mal bergab ging. Auf dem Rathausplatz eine bombige Stimmung! Es lief gleich zu Beginn rund und hatte ein gutes Feeling. So konnte ich schon Recht bald Anschluss zu Helmut Schiessl und Florian Lorenz finden und wir bildeten ein Trio. Doch lange sollte diese Gruppe nicht halten - schon zu Beginn der zweiten Runde waren Helmut Schiessl und ich allein und enteilten den Verfolgern. In Gedanken wieder alles richtig gemacht zu haben heftete ich mich also an die Fersen des Berglaufweltmeisters von 2005. So ganz geheuer war mir das zu Beginn nicht - ein Allgäuer Ausnahmetalent verfolgt von einem Newcomer. Jetzt hatte ich die Chance als versuchte ich sie zu nutzen. Wir liefen ein recht konstantes Tempo, die erste Runde in 17:33 Minuten, Runde zwei in 19:11 Minuten. Kurz nach Beginn der dritten Runde etschied ich mich die Kurve am Residenzplatz auszulaufen um noch einen Wasserbecher zu schnappen, doch da überraschte mich Helmut mit seiner taktischen Erfahrung. Mit ein paar schnellen Schritten trat er an und versuchte sich zu lösen, was ihm auch kurz gelang. Ich schmiss meinen Becher ohne zu trinken zur Seite und legte einen Zwischenspurt ein und die Menge am Rand tobte. Ein schwerer Kampf begann und bis zum Allgäuer Überlandwerk dauerte es bis ich wieder direkten Anschluss fand. Was für ein Gefühl ... mein Kopf drehte innerlich hohl ... was mache ich da ... Steffen du läufst mit dem Berglaufweltmeister, Ultramarathoncupsieger, du läufst mit Helmut Schiessl ... dieses Gefühl war für mich nur sehr schwer einzuordnen aber es motivierte mich und trieb mich an. Im Laufe der Überrundungen stellte sich wieder ein konstanteres Tempo ein und ich übernahm wieder die Führungsarbeit. Die dritte Runde beendeten wir nach 18:47 Minuten. Wieder liefen wir hintereinander her und wieder bis zum Allgäuer Überlandwerk und hier versuchte es Helmut erneut mit einem Antritt, jedoch konnte ich dagegen halten. Hier musste ich schon mental brutal dagegen halten und es tat einfach nur weh, jedoch schaffte ich es dranzubleiben. Auch an den letzten Beiden kurzen Erhebungen an der Nordbrücke sowie hinter der Residenz konnte ich mich tapfer wehren. Mit dem Blick auf eine kenianische Dame mobilisierte ich nochmal alle Körner und konnte zum Ende meine Spritzigkeit ausspielen (danke Peter für das Wintertraining!). So gelang es mir die Kenianerin noch in der Zielkurve zu übersprinten und kam mit zehn Sekunden Vorsprung auf Helmut Schiessl auf dem vierten Gesamtrang ins Ziel (Runde vier in 19:21 Minuten). Schließlich blieb die Uhr bei 01:14:52 Minuten stehen - ein gelungener Testwettkampf für den Marathon in Würzburg. Überglücklich und zufrieden stand ich im Ziel - etwas verloren aber doch gefasst. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht mit "Fuzzy" durch die Kemptener Innenstadt zu rennen und dank ihm wurde es ein schnelles Rennen. Alleine hätte ich mir doch sehr schwer getan so eine Zeit auf das Kopfsteinpflaster zu legen. Trotz fast zweijähriger Wettkampfabstinez läuft Helmut noch immer großartig und ist ein großer Sportsmann. Fair und auf dem Boden geblieben. Ein echtes Vorbild für den Laufsport! Mit diesem Ergebnis konnte ich mir den Titel der inoffiziellen Allgäuer Meisterschaft sichern. Nach der Siegerehrung und dem Treffen vieler netten Läufer- und Läuferinnen fuhr ich mit Moni (die auch sehr gut lief und ihr Ziel erreichte in 01:54 Stunden) ins Café Stadtweiher. Wir belohnten uns mit einer Schokosahnetorte, spazierten noch eine Runde in der Sonne und danach bestellten wir Pizza. Schöner kann ein Tag doch gar nicht enden.

 

Hochmotiviert schaue ich nun nach vorne auf die nächsten Wochen. Heute lief ich zwölf lockere Kilometer und holte mein Motorrad - bei dem Wetter ein Traum durch das Allgäu zu cruisen. Am Sonntag steht dann die Selina Team Challenge auf dem Programm zusammen mit meinem Bruder. "Wittmann-Brothers" radieren in Moosbach - mal schauen was rauskommt.

 

In diesem Sinne, gute Erholung euch Allen, gruß Steffen.

Helmut Schiessl verfolgt mich
Helmut Schiessl verfolgt mich
Im Ziel auf Gesamtrang 4 in 01:14:52 Stunden
Im Ziel auf Gesamtrang 4 in 01:14:52 Stunden

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